Montag, 11. Juli 2016

Zwei von der Muppet-Show verladen widerspenstiges Pferd

Kennt ihr die beiden alten Herren in der Theaterloge aus der Muppetshow? Ungefähr so haben Larissa und ich gestern auf dem Hängerparkplatz neben dem Turniergelände rumgehangen. Es war soooo langweilig - vier Stunden zwischen den beiden Prüfungen und nirgendwo ein Wald zum Spazieren gehen. Wir wollten Lucky nicht im Hänger parken und Paddock ging auch nicht, weil neben dem Hänger eine Bierflascher zerdeppert war. Buch hatte ich auch nicht dabei, also haben wir (während Lucky am Strick graste) am Handy Quizduell gespielt, was auch nach 20 Minuten langweilig wurde - auch das Flechten von Luckys Mähne gegen Schwitzen taugte nur kurzfristig zum Zeitvertreib. Wie unterhaltsam ist es dann, wenn sich auf fast jedem Turnier irgendwo ein Verladedrama abspielt.


Dieses Mal gleich beim Hänger nebenan und wie die zwei von der Muppetshow haben Larissa und ich das Geschehen kommentiert - mit dem einzigen Unterschied, dass wir geflüstert haben. "Das Pferd ist nicht ängstlich, weil die Wimpern blinzeln und sich die Ohren bewegen" und "Ich ahnte es schon, als das Mädchen mit der Futterschüssel rappelte" ging zwischen uns hin und her, bis Lucky sich ins Blickfeld schob und Larissa zu ihm sagte: "Geh aus dem Weg, ich seh ja gar nichts." Das war der Moment, in dem mir einfiel, dass man ja ruhig auch mal Hilfe anbieten könnte.
Gesagt, getan - ich hatte zwar kein Knotenhalfter mit, aber mit der Führkette unterm Halfter verschnallt, geht das bei selbstbewussten Pferden auch, sofern man das richtige Timing hat. So war auch die zuvor rückwärts ausweichende (oder gar steigende) Schimmelstute nach ein, zwei Minuten mit dem Kopf im Hänger und allen vier Füssen auf der Rampe. Ich habe sofort den Druck vom Pferd genommen, um den Hänger zum angenehmen Ort zu machen, worauf der Mann der Besitzerin von hinten schob. "OH NEIN - bloß nicht", habe ich gerufen und erstmal das Prinzip von Komfort und Diskomfort erklärt, eben dass der Hänger ja zum angenehmen Ort werden soll: Um den Hänger drumherum gibt es halt keine Pause, aber sobald ein Fuß (Kopf reicht auch) drinnen oder drauf ist, soll alles schön und angenehm werden fürs Pferd. Das Schieben von hinten war somit zwar ein kleiner Rückschlag, aber die junge Dame, die das Pferd auf dem ersten Turnier vorgestellt hatte, war begeistert und ich sagte (wie so oft - HIER nachzulesen): "Meine Tochter hat gleich Prüfung, aber mit einem Rhythmus im Sekundentakt und Pausen an der richtigen Stelle kannst du das auch." Vorher hatte Larissa mir noch neben der Rampe geholfen, aber die musste satteln: Also habe ich Larissas Job übernommen, die junge Dame hat den Wechsel aus Rhythmus und Pausen im Hänger gemacht und tada: Drin war die schöne Schimmelstute. Was ich wirklich noch nie erlebt habe, nachdem
ich auf Turnieren Pferde verladen habe, war, dass mir gleich mehrere Leute als Dankeschön die Hand geschüttelt haben. Das Mädchen sagte begeistert: "Das muss ich mir merken" und ich war ganz stolz und habe mir selbst auf die Schultern geklopft.
 Eigentlich sollte man schnell losfahren, sobald das Pferd verladen ist, aber die junge Dame musste die Startnummern noch an der Meldestelle zurück geben und das Pferd wieherte und hampelte im Hänger rum, also bin ich rein und habe (anstatt das Pferd mit "beruhigendem" Gesülze zu langweilen) der Schimmelstute einen Zirkustrick beigebracht:
Das "Lachmal" klappt auch im Hänger (Foto: unsere Indi). Wo ich einmal da war, habe ich den Besitzerin noch schnell einen vom Pferd erzählt, dass man nicht mit Futter locken sollte, sondern das Pferd das Futter vorne im Hänger finden sollte und es besser wäre, wenn einer das Pferd grasen lässt, während der andere die Startnummern weg bringt, damit das Pferd nicht so lange im heißen, stickigen Hänger steht und womöglich denkt "Das nächste Mal gehe ich da ganz sicher nicht noch mal rein." Auf unserer Rückfahrt nach Hause habe ich zu Larissa gesagt, dass es ja Leute gibt, die zum Thema Verladen ganze Wochenendkurse geben und ob ich das vielleicht auch mal machen sollte, worauf Larissa sagte, dass das nicht reicht für ein Wochenende, weil das Pferd nach zehn Minuten ja meistens drin steht ;-)
Aber man muss ja bedenken, dass was bei selbstbewussten Pferden funktioniert, bei ängstlichen und introvertierten noch lange nicht klappt, wie in Verladegeschichte, der Tragödie zweiter Teil erzählt wird - jedes Pferd ist halt anders.

Aber trotzdem macht es immer Spaß auf Turnieren Pferde zu verladen, auch wenn es mich jedes Mal ein kleines bißchen traurig stimmt: Denn die Methode mit der Führkette und dem Touchieren hinter dem Widerrist haben wir bei unserem ehemaligen Trainer Marko Pohland gelernt: R.I.P. - so glücklich wir mit Elias sind, aber Marko war auch ein Freund und jedes Mal, wenn ich ein Pferd verlade, merke ich, wie sehr Marko uns fehlt. (auf dem Foto sieht man ihn mit unserer Fancy - durch Klick auf "weiterlesen" kommt ihr zur Fotogalerie und einer weiteren Geschichte zu Larissa Fotophobie)

Eigentlich ist es ja erstaunlich, dass es mir bei jedem Turnier gelingt, Fotos zu machen, weil Larissa lässt sich nicht gerne fotografieren und ist immer auf der Flucht (hier erzähle ich davon):


Aber so schnell gebe ich ja nicht auf. Entweder fotografiere ich sie von hinten ...


... oder ich passe es ab, wenn sie sich gerade mit jemandem unterhält ...


... oder ich kombiniere beide Strategien:




Das folgende Bild habt ihr natürlich nicht gesehen, weil irgendwie ist Lucky ein wenig führerlos zwischendrin, aber pssst: Nicht weitersagen !!!


Morgen erzähle ich euch, wie es bei Larissas Quali-Trail und Quali-Western Riding gelaufen ist ;-)

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