Mittwoch, 6. Juli 2016

Freudentränen: Hälfte der Quali in Reining & Superhorse

Ihr habt es Euch wahrscheinlich schon gedacht: Larissa hat in zwei Disziplinen die Hälfte der Quali für die German Open erreicht (2 x unter den ersten 6 PLUS 65er-Mindestscore), aber bis dahin bin ich als Mutter 1.000 Tode gestorben, isbd. weil das Pony so zäh lief und ich ein wenig Angst hatte, dass mein Sohn und ich ihn am Vortag "verritten" haben. Nach der Superhorse war Larissa auch wirklich enttäuscht und das obwohl sie ja die Hälfte der Quali erritten hatte, aber sie musste beim Spin jeden Tritt raustreiben und gestoppt ist Lucky auch nicht.



Wir befürchteten, dass Lucky müde ist, weil er die Woche davor ja etwas Falsches gegessen hatte, aber er lief auf dem Abreiteplatz gut und die Lymphdrüsen waren auch nicht mehr geschwollen. Daher hat mein Gewissen mich den ganzen Nachmittag geplagt, auch wenn Larissa mir mehrfach bestätigt hat, dass meine Entscheidung von Samstag richtig war. Es nimmt halt eine Menge Druck raus, wenn ich den Leistungsklassenerhalt sicher habe und Janik seinen Aufstieg in die Leistungsklasse 2. Auch für Fancy ist das gut, denn sie spürt immer, wenn es um etwas geht und jetzt können Janik & Fancy beim AQ-Turnier in Hünxe quasi zum Spaß reiten oder einmal ausprobieren, wie es in den anderen Disziplinen einhändig läuft. Aber dennoch der Gedanke: "Jetzt-habe-ich-Larissa-ihre-Chance-auf-die-German-Open-vermasselt" ... einfach quälend und sie hat so hart gearbeitet und trainiert. Das können Janik und ich so gut nicht nachreiten. Falls ihr auch unseren Horsemanship-Blog verfolgt, wisst ihr ja, dass wir versuchen, immer unsere Strategie der Pferdepersönlichkeit des Pferdes anzupassen. Dazu mehr am Ende dieses Blogbeitrags.
Nach der Superhorse gingen ja bekanntlich auch noch die Westernriding und die Ranch Riding in die Hose (HIER nachzulesen). Und dann habe ich gesehen, dass es immer mehr Nachnennungen in der Reining gegeben hat und das ausgerechnet auch noch Reiter von denen ich weiß: Die sind gut. Waren sie alle besser als Larissa?



Als ein Score von 66 verkündet wurde, habe ich zu einer Freundin, die uns begleitet hat, gesagt: "Das reicht zwar nicht für eine Platzierung, aber so hat sie wenigstens ihr Selbstbewusstsein zurück." Wir haben uns dann noch die anderen Ritte angesehen und sind zu Larissa, die auch mit ein paar Leuten da stand, die sagten, dass Larissa platziert wäre. Ich sagte im Brustton der Überzeugung: "Das kann nicht sein." und als dann der Ansager die Startnummer 509 in die Arena rief, kamen mir Tränen der Erleichterung. WIE PEINLICH !!! Netterweise hat eine Freundin die Siegerehrung gefilmt:



Damit ist natürlich auch erst die Hälfte der Quali erreicht: Es bleibt also spannend. Am nächsten Wochenende in Oelde (Westfalen) versucht Larissa es nochmal mit Westernriding und Trail und egal, was sie erreicht: Sie muss in allen Disziplinen den zweiten Teil der Quali in Hünxe am 3. Juliwochenende holen oder Anfang August Landesmeister werden, wenn sie die jeweilige Disziplin in Kreuth reiten will. Also: Bitte Daumen drücken.

P.S. Wollt ihr sehen, wie dieselbe Pattern in derselben Halle letztes Jahr ausgesehen hat? Hier ist das Video - darunter erzähle ich Euch etwas zu Luckys "Horsenality" (von Parelli entwickelt & getestet):



Falls ihr im Partner-Blog den Themenmonat "Horsenality" kennt, dann wisst ihr, dass es Pferde gibt, die zwischen mehreren Pferdepersönlichkeitstypen wechseln - das ist ja sogar bei uns Menschen nicht anders (Humanality genannt). Den Begriff "Horsenality" hat Horsemanship-Legende Pat Parelli erdacht und es gibt dort auch die Möglichkeit eines Online-Testes, den ich für Lucky einmal dort geschenkt bekommen habe. Raus kam, dass er ein Extrovert ist: Geboren als Mischung aus Right-Brain-Extrovert und Left-Brain-Extrovert, der jetzt aber mehr auf der Left-Brain-Seite ist, weil man durch die sieben Spiele ja auch die Persönlichkeit der Pferde entwickelt. Bei Parelli gibt es dann ja auch eine Menge Instruktoren, die einen nett und kompetent - hier und da aber auch mal jemand, der das weniger ist. Lucky weist nämlich auch ein paar Eigenschaften des Right-Brain-Introvert auf. Das sind die Pferdetypen, die erst stillstehen (einfrieren) und bei zu viel Druck regelrecht explodieren können. Für diese Pferde ist es ganz wichtig, dass man ihnen Zeit gibt und bloß nicht zu viel Druck macht: Man muss sie also behandeln wie ein rohes Ei: Eine Instruktorin der zweiten Kategorie (mittlerweile eine ehemalige Instruktorin) hat mich bei einem Kurs dazu verdonnert, Lucky als Right Brain Introvert zu behandeln, was aber zur Folge hatte, dass er immer introvertierter wurde (eine ähnliche Begebenheit hat auch Mark Rashid einmal in einem Buch beschrieben - Für den Buchtipp auf der 12-Oaks-Ranch HIER klicken - mit Klick aufs Bild können Sie das Buch bei Amazon kaufen)


Mein Bauchgefühl sagte mir damals schon, dass ihm das nicht gut tut, weil Lucky eher toughes Leadership benötigt, um sich wohl zu fühlen (das war der Grund, warum mir von Parelli der Test geschenkt wurde). Mit diesem Bauchgefühl lag ich dann auch - gemäß Test - goldrichtig. In den letzten Wochen (Lucky war ja auch nicht ganz fit) hatte ich mit Larissa dieselbe Diskussion, wo Larissa überlegt hatte, ob er nicht doch mehr Right-Brain-Introvert ist, als wir immer angenommen haben und haben ihn mehr oder weniger wie ein rohes Ei behandelt. In einem Lehrvideo habe ich Linda Parelli einmal sagen hören, dass man, wenn man einen Extrovert als Introvert behandelt und auf langsam macht, diesen Extrovert regelrecht ins Introvert treibt, weil "langsam" für den Extrovert nicht funktioniert und wie es scheint, ist uns genau das in letzter Zeit mit Lucky passiert.
Warum ich da so sicher bin? Vor der Reining hat Larissa nämlich die Rücksichten ein kleines wenig aufgegeben und quasi zu Lucky "gesagt": "Ich weiß, dass du müde bist, aber diese eine Prüfung musst du dich jetzt einfach mal ins Zeug legen", Larissa hat also etwas mehr Druck gemacht, (soll heißen eine Phase 4 im Sinne des Verstärkung angewandt - lange Phase 1 mit unmittelbar folgender Phase 4 ohne Phasen 2 & 3 - HIER wird es erklärt) und tada: Schon lief das Pony wieder. Wäre er introvertiert gewesen, hätte dieses Vorgehen dazu geführt, dass er regelrecht einfriert und ggf. explodiert. Bei einem Right-Brain-Extrovert (die häufig den Kopf hochnehmen) führt dieses Vorgehen hingegen dazu, dass sie sich sicher und beschützt fühlen. Bei Gutschi-Gutschi fürchten Right-Brain-Extroverts regelrecht um ihr Leben, weil sie sich nicht beschützt fühlen (eine ähnliche Situation hatten wir auch einmal mit Fancy: HIER und HIER nachzulesen) und ein Left-Brain-Pferd fragt quasi herausfordernd: "Und was machst Du, wenn ich es nicht mache?"... testet den Menschen also so aus, wie es Kinder im Grundschulalter gelegentlich tun, um herauszufinden, wo ihre Grenzen sind und genau danach sah es mir rückblickend aus. Als Larissa Lucky auf dem Abreiteplatz klipp und klar (nicht grob, versteht sich) gesagt hat: "Du wirst Dich jetzt mal ein bißchen mehr anstrengen", hat Lucky geantwortet: "Aye, Aye, Sir .. kein Problem." und siehe da: Auf einmal hatten wir wieder ein halbwegs entspanntes Pferd, was locker genug war, um drehen und stoppen zu können. Tada.

Beim Buchtipp zum Blogeintrag gibt es auch eine Galerie mit Luckys schönsten Bildern. Eine Freundin hat auch in Nümbrecht fotografiert. Fotos folgen in den nächsten Tagen - hier die Ergebnislisten, weil wir vergessen haben, die Scoresheets abzufotografieren (da nicht-platzierte Starter in den Ergebnislisten nicht aufgeführt werden, gibt es vom Trail kein Bild):





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