Montag, 23. Mai 2016

Zweiter Platz trotz "Turnierallergie"



Wow - da bin ich platt: Zweite in der Reining und das auf der Equitana, denn in so einer Atmosphäre überhaupt einen wertungsfähigen Ritt hinzubekommen, ist schon gar nicht soo leicht, (was ich reiterlich verbessern möchte, schreibe ich am Ende des Blogs). Für manche Pferde ist das schon eine schier unerträgliche Atmosphäre: Die laute Musik, Gewusel in den prall gefüllten Zuschauerrängen und dieses Vibrieren in der Luft, das man sogar als Mensch bei solchen Veranstaltungen innerlich spüren kann - für Pferde muss das noch viel wahrnehmbarer sein: In den Jugenddisziplinen ist sogar Samstag jemand vom Pferd gefallen und Larissa hatte mit Fancy nicht einen einzigen wertungsfähigen Ritt; andere haben nach zwei, drei Ritten aufgehört und sind nach Hause gefahren, weil sie ähnliche Probleme hatten. Da ist Lucky schon so etwas wie ein Fels in der Brandung (aber der merkt das auch .. unten mehr). Larissa war zum ersten Mal Erste in der Reining und das sogar mit einem sensationellen Score von 70,5 (bisher hatte sie nur Reining-Scores unter 70). Aber von Larissas Erfolgen mit Lucky erzähle ich Euch in den nächsten Tagen: Heute fange ich einfach mal - unhöflich wie ich bin - mit mir selbst an. Ich freu mich so, denn ich war auch schon Letzte - nicht nur einmal, weil Fancy ist zwar toll, aber speziell und wenn die hört Rennbahn, dann kann es sein, dass sie sagt: "Rennen? Gerne doch." (Foto vom Abreiten auf der Galopprennbahn in Neuss ist von Katharina Erfling - www.pony-galopp.de)


Als ich noch in der LK 3 war, war ich aber mit Fancy ewige Dritte, hatte gehofft, dass ich dann in der LK 2 ewige Zweite werde .. so den Zahlen nach. Daraus wurde leider nichts und in der Leistungsklasse 2 habe ich mich dann riesig gefreut, wenn ich mal Vierte oder Fünfte geworden bin. In den letzten beiden Jahren bin ich ja nur Trail geritten, weil man nur die Hälfte der Punkte braucht, wenn man nur in einer Disziplin startet (Horse & Dog Trail zählt zum Glück dazu). Dieses Jahr wollte ich aber mal etwas anderes reiten und dachte: Wenn schon was Neues, dann aber ausschließlich Reining .. und erstmal mit Lucky, weil ich das mit Fancy ja alles hinter mir habe, was meine Kinder am Wochenende so mit ihr erlebt haben und erstmal so gut Reining reiten will, dass ich Fancy nicht verwirre, weil "Green & green blue & black" ergibt. Das Nicht-Wissen, ob das Pferd läuft oder nicht, geht so sehr an die Nerven, dass ich letztes Jahr wirklich eine Art "Turnierallergie" entwickelt habe ... soll heißen: Durchfall in der Nacht vor dem Start - zumindest bei den ersten zwei, drei Turnieren der Saison, bis man wieder sagt: "Ach, scheiß drauf (im wahrsten Sinne des Wortes) - gibt ja eh keinen".


Mit Fancy fühlt sich das Turnierreiten zuweilen wie russisches Roulette an ... wobei sie bringt uns ja nie in Gefahr: geht nicht durch, buckelt nicht .... aber es ist dennoch ein Gefühl wie auf einem Pulverfass zu sitzen, das auf einen brodelnden Vulkan platziert wurde. Obwohl ich - um mich in die neue Disziplin Reining einzufinden - ja zu Beginn der Saison unseren Routinier Lucky reite, quälten mich in der Nacht vor dem Equitana-Sonntag Nullscore-Alpträume (ich hatte mich ja in Kevelaer auch beim Spin verzählt - hier nachzulesen) und mitten in der Nacht ab aufs Klo: Bauchschmerzen, drei Stunden wach liegen und dann piepst dieser vermaledeite Wecker, wo man gerade erst wieder eingeschlafen ist. Vollgestopft mit Kohletabletten und Flohsamenschalen sind wir dann los und den ganzen Vormittag grummelte mein Darm ... am Liebsten wäre ich im Bett geblieben. Kam aber erstmal kaum noch dazu, über sämtliche Varianten von möglichen Nullscores nachzudenken. Mulmig wurde mir erst wieder beim Abreiten, weil ich mir einbildete: "Gucken mich jetzt alle an, weil ich ein Pony reite?" In solchen Momenten kommt mir mein (kaum noch grummelndes) Bäuchlein immer gigantisch groß vor, aber ich wiege wirklich "nur" 73 kg (Links dazu, wie viel Pferde tragen können, wenn sie gut geritten werden: siehe ganz unten). Na ja, aber als ich Lucky ein paar Mal gedreht und schnelle Rundowns geübt hatte, hörte ich ein paar Leute raunen - so was wie wie "Wow ... Pony ... nicht mal schlecht." Beim Abreiten war das ja auch noch richtig gut: Einmal Schnalzen: Pony rennt ... äußeres Bein angelegt: Pony galoppiert in Zeitlupe.
Wobei ich schon merkte, dass Lucky sich mit dem tiefen Boden dort etwas schwer tat, daher habe ich das Abreiten ganz kurz gehalten, um ihn nicht zu erschöpfen. Dann ging es in die Prüfung und auch bei Lucky war auf einmal alles ganz anders: Ich schnalzte: Null Reaktion .. also habe ich mit dem Bein getrieben: Da kam eine Reaktion, aber die war das Gegenteil von dem, was ich wollte: Pony wurde noch etwas langsamer und das dann auch noch mit giftig angelegten Ohren - das hat mich auf jedem Zirkel "minus halb" gekostet: Da nutzen einem dann auch die durchgesprungenen Wechsel und Zirkel durch "X" nichts mehr: eine Reining muss harmonisch aussehen und Luckys Ausdruck sagt: "Pack mich jetzt bloß nicht an: Ich arbeite".
Larissa sagte mir später im Auto, dass sie diesen Fehler mit dem Treiben früher auch gemacht hätte. Jetzt weiß sie es besser und lässt Lucky in der Prüfung weitestgehend in Ruhe, denn dadurch, dass er so unendlich langsam galoppieren kann, muss er auf den großen gar nicht soooo schnell sein. Wieder was gelernt.
Ich hoffe, sie erklärt mir die Tage auch mal, wie sie es geschafft hat, gleich drei Rundowns in ihrer eigenen Prüfung so zu reiten, dass Lucky in jedem einzelnen Galoppsprung etwas schneller geworden ist, ohne ihn "anzupacken": Und da soll es wirklich Leute geben, die behaupten, man könne solche Höchstleistungen mit dem Pferd trainieren, indem man es einschüchtert: Das wäre vielleicht verlockend, aber möglich ist es nicht. Denn das Pferd muss ja erstmal verstehen, was es tun soll und das zu erklären ist schon nicht einfach. Es ist ja schon total knifflig das nachzureiten, wenn das Pferd es eigentlich kann, wie ich gestern gemerkt habe. Als überzeugte Horsemanshiplerin und Parelli-Fan ist das ja auch durchaus gewollt: Man bleibt sein Leben lang ein Lernender.
Geärgert habe ich mich dennoch über das allererste Angaloppieren: Niemals aus dem Stand, immer erst drei Tritte Schritt, sonst ist das auch sehr unharmonisch - DAS WEISS ICH DOCH EIGENTLICH !! Egal:  Ansonsten bin ich sehr zufrieden mit dem Ritt und bin Lucky so dankbar, dass ich von ihm lernen darf und er uns trotz meiner Fehler so toll da durch gebracht hat: Er ist einfach ein Schatz .. das ist Fancy natürlich auch, aber davon werde ich Euch beim nächsten und übernächsten Mal berichten - der Bericht von Samstag und der Bericht über Larissas Nullscore-Serie mit Fancy kommen zuerst, denn das Beste muss doch zum Schluss kommen, denn mit Lucky hat Larissa nicht nur einen Score von 70,5 erritten ...




Hier die Links zum Thema - wie viel Gewicht trägt ein Pferd:

http://www.eulenmuehle-proequis.de/brennpunkte/brennpunkte/artikel04.html

http://www.taunusreiter.de/FR_Gewicht.html

http://icelandreview.com/node/82415

https://www.propferd.at/main.asp?VID=1&lng=1&kat1=96&kat2=643&NID=641

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