Mittwoch, 11. Mai 2016

Warum Beziehung viel mehr wert ist als Leckerlis

Larissa und ich haben uns alle Mühe gegeben, damit unsere Tiere am langen Turniertag nicht sauer werden, waren zwischendrin spazieren (mehr Fotos bei den 12 Oaks News) und dann habe ich mich auch noch eine Stunde vor der Prüfung mit Lucy auf die Tribüne gesetzt, damit sie ein Stündchen schlafen kann. Immerhin sind wir um 10 Uhr morgens in Kevelaer angekommen und der Horse-Dog-Trail war erst abends um 19 Uhr 30. Dann haben wir uns überlegt, dass es gut wäre, wenn Lucy nur von Larissa Leckerlis bekommt und nicht von mir. Da ich aber weiß, wie doof das ist, wenn man vor der Prüfung jemanden den Hund gibt, wo er an der Leine ziehen und "Platz" ignorieren darf, habe ich alles an Strenge heraushängen lassen, was ich so aufbieten konnte. Zum Beispiel das hier: Bei Fuß gehen, stehen bleiben, langsam und schnell laufen und der Hund soll mich spiegeln und in Cesar-Millan-Manier "Sch" oder nach dem Canis-Konzept auch ins Fell gegriffen, um den Hund hinzusetzen (Artikel von mir im Partnerblog: Interview mit Michael Grewe), während Larissa Lucky abgeritten ist. Tja, und dann sollte es losgehen: Lucy zog schon beim Reinkommen an der Leine und Larissa erzählte mir später, dass sie die ganze Zeit schon zu mir hätte laufen wollen und kein Leckerli sie davon abhalten konnte. Als Larissa dann Lucy abgeleint hatte, krabbelte sie kurzerhand unter der Bande durch und rannte freudestrahlend .. äh .. schwanzwedelnd auf mich zu, als wolle sie sagen: "Larissa hat mich einfach nicht losgelassen, aber jetzt habe ich Dich endlich gefunden."



Damit war die Prüfung ein Nullscore, aber damit Larissa es zuende reiten kann, habe ich Lucy energisch zurück in den "Ring" geschickt und dann hat sie mehr oder weniger die Prüfung beendet, aber an allen möglichen Stellen noch irgendwelchen Quatsch gemacht (siehe folgendes Video). Offensichtlich hatte Lucy nach so einem langen Tag einfach keine Lust mehr.

In all dem Getümmel versagte dann auch noch die Lenkung von Lucky, so dass Larissa nach dem Ritt die Tränen in den Augen standen und das ist so gar nicht ihre Art: Sie ist eigentlich eher "tough".
Wie ihr in unserem Themenmonat zum Horse & Dog Trail nachlesen könnt, hatte ich in Bissendorf nach einem ähnlich langen Tag auch Probleme damit, dass Lucy sehr unkonzentriert war, aber wenigstens hat sie da nicht den Reitplatz verlassen. Ich war also mehr als erstaunt, dass Lucy mich offensichtlich doch als Haupt-Bezugsperson sieht oder intuitiv weiß, wer das Familienoberhaupt ist. Na ja, die Quali für die German Open im Horse & Dog Trail lassen wir jetzt erstmal weg und machen das mit den vertauschten Rollen nur noch bei C-Turnieren weiter. Ich war letztes Jahr in Trail und Horse-Dog-Trail unterwegs und reite dieses Jahr nur Reining wogegen Larissa ihre erste Saison im Horse-Dog-Trail hat. Obwohl jeder die Leistung des anderen durchaus anerkennt, muss man doch eingestehen, dass keiner beim anderen gedacht hat, dass das sooooo schwer ist, denn Zuhause klappt das ja alles immer ziemlich gut und sieht so leicht aus.
Lucy ist allerdings auch zuhause mit einem Selbstbewusstsein ausgestattet, das durch keine Tür passt: Man kann schon beim Ausritt nicht übersehen, dass Lucy dominanter ist als ihr fast einjährige Tochter Idgie: Lucy ist immer vorneweg und Idgie neben oder hinter dem Pferd (obwohl Idgie auch Temperament haben kann, wenn sie z.B. in Boder-Collie-Manier ihre Mutter hütet oder Rollbacks und große schnelle Zirkel auf dem Reitplatz zelebriert). In dieser Playlist seht ihr bisher überwiegend Geländeritte - Videos vom Hüten und der Idgie-Reining folgen, Larissas 2. Platz in der Vorwoche ist aber auch dabei - das Zweite der Playlist:


Mit Idgie hat Larissa vielleicht auch mehr Chancen für voll genommen zu werden, denn die hat schon als Miniwelpe stundenlang auf Larissas Bauch geschlafen - bei mir hat die das nie so getan.
Wir waren Anfang des Jahres einmal mit Larissa und Lucy bei einem Hundetrainer von Canis, der die Beziehung zwischen den beiden aufgedröselt hat: Da Larissa noch klein war, als Lucy zu uns kam, sieht Lucy in ihr vielleicht mehr den Spielkameraden und hört deswegen nicht so gut auf sie. Ich bekam dann vom Hundetrainer quasi einen Maulkorb verordnet und durfte nicht eingreifen, wenn Lucy Larissa ignoriert hat: Larissa sollte das ohne meine Hilfe regeln. Dieses Vorgehen hat die Beziehung zwischen beiden immens verbessert: Unter diesem Hintergrund war es echt ein blöder Fehler, dass ich am Turniertag den Hund statt das Pferd übernommen habe .... was man nicht alles bedenken muss im Tiertraining. Im nächsten Blogeintrag kommt dann endlich die Geschichte, die die Beziehung zwischen Janik und Fancy beschreibt und wie ich mir mit einer knallharten Phase 4 einen Rüffel vom Turniersteward eingefangen habe.




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