Freitag, 18. März 2016

Fancy im Turnierfieber aus Larissas Sicht erzählt

(Sorry: ich kam noch nicht zum Schreiben: Larissa Vorstellung beginnt in 2 Wochen)


(ein Text aus Mitte September 2015): Es ist wirklich ein Vergnügen, ein Pony wie Lucky zu reiten. Er gibt sich richtig Mühe, will gefallen und ist auch talentiert – zumindest für ein Pony. Es macht auch einfach Spass, wenn man bei jedem Turnier eine bis fünf Schleifen mitnimmt – besonders schön ist, es wenn einige der Schleifen blau, rot oder lila sind.
Somit kann ich eigentlich nur den Hut ziehen vor meiner Mutter und meinem Bruder, weil sie sich das „Jedes-zweite-Turnier-ohne-Schleife-nach-Hause-kommen“ so kontinuierlich mit Fancy angetan haben (ich konnte einfach nicht anders, als beiden auch mal meinen Lucky zu leihen, um die letzten fehlenden Punkte zu ergattern).

Lucky war ja beim Kauf vor zehn Jahren mein Pony: Weil er mich gebissen hat, als ich klein war, war er dann zu Erziehungszwecken das Pony meiner Mutter und als wir beide mit ihm die ersten Turnier bestritten haben und ich einen 2. Platz gemacht habe, habe ich zu meiner Mutter gesagt: „Wehe, du machst jetzt auch den zweiten Platz“. Sie hat dann gesagt, dass sie mir Lucky schenkt (wie kann man mir etwas schenken, was mir schon gehört?) und hat dann brav den 3. Platz gemacht und sich mit Feuereifer darauf gestürzt, unser damals recht neu gekauftes Painthorse Fancy in vier Wochen zur Turnierreife zu bringen, was erwartungsgemäß in einem Desaster endete. Denn das erste Mal, als meine Mutter mit Fancy auf dem Turnier geritten ist, war sie kaum zu händeln (also Fancy, nicht meine Mutter): Immer voll im Rennmodus – das war sie damals zuhause auch und sie konnte auch gelegentlich gewaltig buckeln, was sie auf dem Turnier netterweise unterlassen hat. Dafür ist sie auf dem ersten Turnier fast in die Richter gerannt, als sie die Prüfung eigenmächtig abbrechen wollte, bevor die Reining überhaupt begonnen hatte. Fancy konnte auch keine einzige Sekunde stehen bleiben, wenn sie an Ort und Stelle blieb, dann ging das nur als Piaffe. Damals dachte ich noch großkotzig, dass das bestimmt daran liegt, dass meine Mutter nervös war und das Pferd damit auch nervös macht (hört man ja ständig von Hinz und Kunz, dass der Turniererfolg allein hiervon abhängt .. alles ganz einfach und bestimmt kein Resultat jahrelanger Übung und Arbeit mit dem Pferd ... Ironie aus).
Als ich meiner Mutter das gesagt habe, wurde sie gleich sauer und hat gegiftet, ich soll Fancy doch selber mal reiten bei einem Turnier. Nichts lieber als das, dachte ich damals im jugendlichen Leichtsinn – oh weia, das endete in einem mittelschweren Desaster: In der Showmanship wurden wir zwar noch Dritte, aber dann ging es von Prüfung zu Prüfung bergab. Im Trail war Fancy kaum lenkbar und in der Reining hat sie versucht umzudrehen, um postwendend aus der Reithalle zu flüchten. Ich bin ja eine ehrliche Haut und habe sodann nach zwei Turnierversuchen zu meiner Mutter gesagt, dass Fancy mit ihr wohl doch besser läuft als mit mir. Die fühlte sich zwar höchst geehrt, hat mich in Ermangelung jeglicher Angst um mein junges Leben und in Mißachtung der mütterlichen Fürsorge aber überredet, es im Folgejahr noch einmal mit Fancy zu versuchen, weil ich mich aufgrund meiner Turniererfolge mit Lucky dann nicht so blamieren würde, denn man sehe dann ja, dass es am Pferd und nicht am Reiter liegt: 2013 in der LK 4 war ich mit Fancy sogar gelegentlich auf dem sechsten Platz und habe so knapp 10 Punkte in einer Saison mit ihr erritten (mit Lucky waren es mehr als 3 x so viele) – die meisten Punkte mit Fancy hatte ich in der Showmanship, weil da gibt es nicht so viele Starter, ein paar im Trail und einen einsamen und einzigen Punkt sogar in der Reining.
In der LK 3 änderte sich selbst das mühsame Punktesammlen in Eichhörnchenmanier schlagartig, es war schrecklich: Bei der Showmanship blieb Fancy nicht mehr stehen beim Set up, im Trail hat sie über den Galoppstangen einen Stangensalat gemacht, der seinesgleichen sucht und die Pleasure war eine reine Katastrophe: Sie liess sich zwar mehr oder weniger reiten und kontrollieren im Hinblick auf rechts, links, anhalten, aber sie war absolut angespannt: Kopf in WC-Enten-Manier nach oben gereckt und dann in Trippelschritten rund um die Bahn. Komischerweise lief sie in jener Saison einen wunderschönen Trail mit Reitbeteiligung Essie und wurde Zweite (Erste war ich selbst auf Cisco), auch in der Showmanship hat es geklappt mit den beiden: Erste und Zweite sind sie geworden (beim ersten Platz waren es sogar ein Dutzend Teilnehmer). Auch die beiden ersten Turniere mit meinem Bruder Janik liefen gar nicht so schlecht. Meine Mutter ritt damals nur im Trail und hat sich mit Fancy den Aufstieg in die Leistungsklasse 2 erritten – egal wie viele Teilnehmer es waren: Mama war ab dem 3. Turnier der Saison „ewige Dritte“ (außer bei der Landesmeisterschaft, da hat sie rechts und links verwechselt und hatte gleich einen Doppel-Nullscore, weil sie den Fehler gleich mit zwei Pferden konsequent durchlaufen hat. Einmal war sie auch besser als Dritte: bei einer Horse & Dog Trail Prüfung, wo sie Zweite wurde).
Mein Trainer sagt, dass ich in der Familie die beste Reiterin bin – na ja, zumindest, wenn es um Reining-Manover geht, mag das sogar stimmen, aber Fancy ist zumindest auf Turnieren schon ein harter Brocken, wo man auch mit korrekter reiterlicher Hilfengebung einfach an Grenzen stösst – oder trotz reiterlicher Fehler gar nicht so schlecht abschneidet – je nachdem wie Fancy gerade gestimmt ist. Nachdem Fancy letztes Jahr in Odenthal nach einem anderen Pferd getreten hat (der Rest der Prüfungen war gar nicht so schlecht), habe ich erstmal gesagt: „Ich will Fancy nicht mehr auf Turnieren reiten“. Denn was nützt es mir, wenn sie zuhause ein liebes,  gelassenes Schulpferd und ein Verlasspferd im Gelände ist, wenn sie sich auf dem Turnier sogar schon dann aufregt, wenn ich sie vor der Showmanshipprüfung nur im Warmup-Bereich führe und sie dann tritt, sobald ihr ein Pferd zu nahe kommt?
Ich glaube auf Turnieren unterscheidet Fancy wirklich danach, WER auf ihr sitzt und ob sich der Reiter die Mühe macht, auch am Boden mit ihr zu arbeiten. Wenn man das macht, dann gibt sie diese Mühe an den Reiter zurück, wenn man es nicht macht, dann fehlt irgendwie einfach das Vertrauen (oder der Respekt? Wer weiss).
Die Erfahrung hat auch meine Mutter gemacht: Während sie in der LK 3 war und für den Level 4 bei Parelli auch die Bodenarbeit mit Fancy geübt hat, lief es ganz gut mit den beiden. In diesem Jahr hat sie das aber an Reitbeteiligung Essie und meinen Bruder übertragen und sich mehr auf das Jungpferd Queenie konzentriert und auch darauf, mit den Wallachen eine Zwei-Pony-Show auf die Beine zu stellen und Fancy beim Reiten diverse Manöver beizubringen. Na ja, wenn wir ehrlich sind: Uns fehlt einfach oft die Zeit für Bodenarbeit, obwohl das echt Spaß macht. Aber Schule, fünf Pferde, Reitunterricht erteilen, Stallarbeiten  ... ich reite 3 Pferde am Tag und für die Bodenarbeit ist immer nur sehr wenig Zeit und in diesem Jahr habe ich mich da auch sehr auf Queenie konzentriert und bei ihr brauchte ich auch eine Menge Bodenarbeit, aber das ist eine andere Geschichte. Lange Rede, kurzer Sinn: Obwohl wir Natural Horsemanship unterrichten, haben wir unsere Fancy stiefmütterlich in dieser Hinsicht behandelt und meiner Mutter ging es in dieser Saison genauso wie mir in der Saison 2014: Fancy stand zwischenzeitlich auch bei ihr völlig unter Strom, obwohl sie zuhause rasante Fortschritte gemacht hatte, aber eher in anderen Disziplinen als im Trail: Sie kann wunderbar fliegend wechseln, die Speed-Control und die Rollbacks sind zuhause echt schon ganz ordentlich und auch Trabverstärkungen sehen fast gekonnt aus - übrigens Projekte, die ich mit meiner Mutter zusammen gemacht habe letzten Sommer. Das gestaltete sich in etwa so: Immer wenn Fancy richtig giftig wurde, hat meine Mutter mich drauf gesetzt und hat sich selbst eher auf die Fleissarbeiten beim reiterlichen Morgensport verlegt. Nachmittags haben wir uns beim Reiten von Fancy abgewechselt und Fancy wurde im Laufe des Sommers zumindest so gut, dass wir dachten: „Vielleicht ist sie einfach kein Trailpferd und viel besser für andere Disziplinen geeignet“.

Da meine Mutter mit Ach und Krach ihre 10 Punkte für den Klassenerhalt im Trail erritten hat und 20 Punkte (also doppelt so viel) brauchen würde, wenn sie in einer anderen Disziplin auch nur einen einzigen Punkt holt, habe ich in einem Anfall von Wagemut gesagt: „Dann reite ich Fancy doch einfach beim letzten Turnier der Saison in den Disziplinen Westernriding und Superhorse, um das mal anzutesten.“ Gesagt, gemeldet und auch wenn meine Mutter und ich zusammen zuhause Wahnsinnsfortschritte bei  Fancys Spins und Wechseln verbuchen, muss ich mit Schrecken feststellen: „Die Zeit hat schon wieder nicht gereicht, um  Bodenarbeit mit Fancy  zu machen“. Das hatte ich mir eigentlich fest vorgenommen: Nach Kreuth sieben Spiele nach Parelli mit Fancy spielen. Es scheint für Fancy einen wirklichen Unterschied zu machen, ob jemand mit ihr auch am Boden spielt oder eben nicht, aber es gießt, seit wir von der German Open zurück sind, wie aus Eimern. Der Reitplatz gleicht eher einem Schwimmbecken und die wenigen trockenen Stunden haben wir (wie so oft in Fällen von Missgunst des bergischen Wettergotts) genutzt, um reiterlich noch einmal an den Manövern zu herumzufeilen und da ich jetzt in der Oberstufe jeden Tag erst um 16 Uhr aus der Schule komme, vesteht Fancy das hoffentlich ... na ja, einige wenige Tage habe ich ja noch, bis es am Sonntag losgeht – vielleicht reicht es ja für wenigstens für eine Einheit Bodenarbeit. Andererseits:  Ich weiss, dass Fancy das macht und das kann – ich glaube einfach an sie. Vielleicht ist das ja des Rätsels Lösung – erst dem Pferd vertrauen, damit das Pferd dann uns vertrauen kann.
Außerdem bekommt Fancy ja seit drei Wochen neue Globulis. Denn Tierärztin und Hundetrainer sind sich zwar nicht bei der (Fern-)Diagnose aber immerhin beim homöopathischen Mittel absolut einig: Pulsatilla soll es sein ... völlig egal, dass die Eine auf Frauenprobleme tippt und dass die turnierliche Anspannung von Fancy mit der Rosse zusammenhängt und der Hundetrainer von Erwartungsspannung ausgeht (ohne das Pferd zu kennen und eigentlich nur mit dem Hinweis mal diesen Begriff zu googlen, wo aber auch Pulstilla rauskam). Erwartungsspannung ist wohl so was wie Lampenfieber bei Schauspielern oder so was wie Prüfungsangst. In diesem Sinne: Wird schon schief gehen am Sonntag. Ihr wisst ja: Wünscht mir bloss kein Glück, sondern lieber Hals- Beinbruch."

Nachtrag vom 30.9.2015: Es lief ganz gut: 3. Platz in der Superhorse und eine schöne Westernriding mit falschem Weg:

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