Montag, 13. Juni 2016

Was Reining-Reiten mit dem Natural Horsemanship gemeinsam hat

Den lieben, langen Tag erkläre ich meinen Schülern, dass man Verantwortung ans Pferd abgeben soll und nicht "babysitten" oder wie man bei Parelli sagt: Das Pferd "micromanagen" soll - und was mache ich selbst? Genau das. Ich hatte Euch ja im letzten Post versprochen, dass ich erzähle, welche Erklärung unser Trainer fürs Freeze-Up auf dem Turnier hat, wodurch der Score von 67 auf 64 abgerutscht war und deswegen füge  ich hier ein paar Bilder ein, wo Lucky z.B. beschlagen wird oder was für Stopspuren er bei Eli so hinlegt.
 Zurück zum Spin: Larissa hatte ja durchaus richtig fest gestellt, dass Lucky in Außenstellung gelaufen ist beim Drehen, aber der Grund lag wohl nicht so sehr oder nicht nur in der hohen Hand, sondern am Dauertreiben mit dem Bein. Ich habe nicht viel mit dem Bein gemacht, aber es war die ganze Zeit am Pferd und so erfährt das Pferd kein "Dankeschön", was fürs Pferd schon doof  ist. Für den Reiter auch, denn sobald er das Bein weg nimmt, steht das Pferd. Die Pferde sollen ihren Job halt selbstständig machen und das muss man sich erarbeiten. Wie man das erarbeitet, lernt man tatsächlich schon im Natural Horsemanship - sogar im Level 2, aber erstmal noch im Kleinformat: Man gibt dem Pferd die Aufgabe ein bestimmtes Muster in einer bestimmten Gangart zu laufen, z.B. die Pattern "Folge dem Zaun" (den Englischreitern als ganze Bahn bekannt). Solange das Pferd, diesen Job macht, lässt man es in Ruhe. Man hindert also das Pferd nicht daran, den Hufschlag zu verlassen, sondern wartet ab, bis es wirklich den Fehler macht und erst dann korrigiert man es. So kann es besser lernen, erlebt die so genannte "Kraft des Neutral" und hat Erfolgserlebnisse, weil es einen Job selbstständig machen darf. Bei Parelli werden dann die Pattern sukzessive immer schwerer und letztendlich ist es beim Spin dasselbe Prinzip. Aber ich habe noch mehr Parallelen zum Natural Horsemanship entdeckt:



Man lernt ja als NHS-Anfänger seine Hilfen in Phasen zu steigern. Die erste Hilfe ist sehr fein und die letzte - also beim Anfänger die vierte - ist effektiv (HIER wird das erklärt). Wenn man dann fortgeschritten ist im NHS, dann lässt man die Phase 2 und 3 weg, weil die braucht man eigentlich nur, wenn man dem Pferd (oder dem Menschen) eine neue Aufgabe erklärt. Bei bekannten Aufgaben nutzt man eine lange und sehr feine Phase 1 und wenn das Pferd nicht reagiert, folgt die effektive Phase 4 unmittelbar.
Wenn man jetzt darüber nachdenkt, wie man das Tempo im Spin, dem Rundown oder der Speed Control aufbaut, dann ist auch das ganz ähnlich: Erst Schnalzen, wenn das Pferd reagiert nichts machen, wenn es nicht reagiert, einmal kurz und knackig treiben: Gleiches Prinzip. Im NHS sagt man allerdings, dass auch ein Stimmkommando vom Pferd schon als Druck empfunden wird und man es daher eher als eine Art Phase 3 einsetzt. Auch bei Lucky kommt es vor, dass er auf das Schnalzen gelegentlich die Ohren anlegt, deswegen übe ich mich gerade im ganz leise Schnalzen.
Das Bild zeigt übrigens einen anderen Stop: Der oben dürfte vier Meter lang gewesen sein, der hier war fast fünf. Der Stop ist übrigens ein gutes Beispiel um den Unterschied zwischen Finesse und Freestyle-Reiten zu erklären. Pat Parelli hat diese beiden Begriffe erfunden, weil er früher oft den Eindruck hatte, dass Leute denken: Englischreiten ist mit Anlehnung; Westernreiten am langen Zügel reiten. Das kann man aber so nicht sagen, weil beide Reitweisen beides brauchen: Je nach Situation.

Für den Reiter macht es Sinn, beides erst einmal separat zu lernen. Der Reitanfänger würde also einhändig am langen Zügel reiten und die Zügel nur im Notfall als Phase 4 einsetzen (bei Parelli ist das Level 2). In Parelli Level 4 wird dann das Finesse-Reiten gelehrt, wo man in einer so genannten Audition (das ist eine 10-minütige ungeschnittene Video-Prüfung) die ganze Zeit mit Anlehnung reitet und dabei Volten, Zirkel, Seitengänge und fliegende Galoppwechsel zeigen muss. Da man in Westernriding-Prüfungen das Pferd ja eher gerade hält, also eine ganz leichte Anlehnung hat und Lucky beim Wechsel von links nach rechts im Sprung "nachspringt", habe ich einfach einmal versucht, wie es aussieht, wenn ich ihn "Freestyle" wechseln lasse und siehe da: Er stellt sich selbst nach außen. Statt ihn gerade zu halten, habe ich also als Zwischenübung versucht, auch hier einmal die Verantwortung abzugeben und jedes Mal, wenn er sich nach außen stellte, einen kurzen Zügelimpuls nach innen gegeben: Die Wechsel wurden daraufhin wirklich etwas besser, weil er den Job verstanden hatte. Aber ich wollte den Wechsel zwischen Finesse und Freestyle ja am Stop erklären: Im Rundown würde man das Pferd nämlich ggf. versammeln, um spätestens im Moment des Stopps die Zügel wieder locker zu lassen. Das ist übrigens das, was mir noch sehr schwer fällt: Entweder reite ich ganz ohne Zügel oder an mit Anlehnung. Der Wechsel von einem zum anderen - oft binnen Sekunden - ist etwas, was ich wirklich noch üben muss. Da bleibt nur zu sagen: Läuft!



Bei Amazon könnt ihr einen unverbindlichen Blick in meine Bücher werfen und im Blog von www.12oaks-ranch.de/blog-1/ gibt es lustigere Anekdoten aus den Trainingsstunden bei Elias Ernst



Hinterlasse noch schnell einen Kommentar - danke !!!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen